Vermeidung und Behandlung von Druckgeschwüren

Geprüft durch Help4Seniors

Ein Dekubitus ist ein Druckgeschwür, das durch mangelnde Durchblutung in Verbindung mit Druckbelastung entsteht. Es tritt vor allem bei bettlägerigen Menschen und Menschen im Rollstuhl auf. Betroffen sind oftmals Stellen, an denen Knochen ohne Muskel- oder Fettpolster unter der Haut liegen. Druckgeschwüre können durch gezielte Vorbeugung zumeist verhindert werden. Die Behandlung bereits bestehender Geschwüre richtet sich nach dem Schweregrad der Schädigung und ist oft sehr langwierig.

Wie entsteht Dekubitus?

Bei der Entstehung eines Dekubitus spielen drei Faktoren eine Rolle:

  • Druck auf die Haut
  • die Dauer des Drucks und
  • persönliche Risikofaktoren.

Der Druck auf die Haut durch Liegen oder Sitzen (Auflagedruck) komprimiert die kleinen Blutgefäße an den betreffenden Stellen. Durch die mangelnde Durchblutung wird die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen unterbrochen. Gleichzeitig ist die Entsorgung der Stoffwechsel-Endprodukte und des Kohlendioxids beeinträchtigt. Ein gesunder, mobiler Mensch wechselt in diesem Moment instinktiv seine Lage und sorgt so für Druckentlastung. Bei kranken, bettlägerigen Personen bleibt diese Reaktion oftmals aus – entweder aufgrund von Schmerzunempfindlichkeit oder weil sie ihre Position ohne Hilfe nicht verändern können.

Die Dauer der Durchblutungsstörung und die Disposition (Anfälligkeit für die Ausbildung von Krankheiten) des Betroffenen entscheiden, ob ein Dekubitus entsteht. Je nach Disposition kann das bereits nach einer Stunde der Fall sein. Zu den Risikofaktoren zählen vorgeschädigte und sehr trockene Haut, Fieber, Abwehrschwäche, Durchblutungsstörungen und ein insgesamt reduzierter Allgemeinzustand.

Auch Feuchte begünstigt die Entstehung von Geschwüren: Sie tritt bsp. durch vermehrtes Schwitzen bei Übergewicht auf oder durch ungewollte Ausscheidungen infolge einer Inkontinenz. Hier kommt die zusätzliche Hautbelastung durch den sauren pH-Wert des Urins und/oder durch Darmbakterien hinzu. Diabetes (Zuckerkrankheit) ist ein weiterer Risikofaktor, da hier oft eine Nervenschädigung mit Sensibilitätsstörungen besteht.

Ein Druckgeschwür kann jedoch nicht nur durch Auflagedruck entstehen. Auch Scherkräfte (Verschiebung verschiedener Hautschichten gegeneinander) sowie Krümel im Bett oder Falten im Bettlaken können ein Geschwür begünstigen, ebenso Katheter und Sonden, die an der Haut reiben bzw. auf denen der Patient oder die Patientin liegt.

Behandlung von Druckgeschwüren

Vor der Behandlung eines Geschwürs wird der Schweregrad der Schädigung festgestellt.

  1. Grad 1 liegt bei einer scharf begrenzten Rötung vor, die zwei Stunden nach Druckentlastung nicht verschwindet.
  2. Bei Grad 2 ist eine geschlossene oder geöffnete Blase sichtbar.
  3. Im dritten Stadium liegt bereits eine Schädigung aller Gewebeschichten vor. Bänder und Sehnen sind sichtbar, teilweise auch die Knochenhaut.
  4. Bei Grad 4 besteht eine tiefgehende Hautschädigung bis auf die Knochen mit der Gefahr einer Knochenmarkentzündung und weiteren Komplikationen.

Je nach Schweregrad erfolgt die Wundversorgung von ärztlicher Seite. Liegt Dekubitus-Grad 4 vor, wird abgestorbenes Gewebe chirurgisch entfernt. Bei infizierten Wunden wird zusätzlich mit Antibiotika behandelt, um einer Sepsis (Blutvergiftung) vorzubeugen. Generell ist bei Druckgeschwüren die feuchte Wundbehandlung aussichtsreich. Wundauflagen tragen zur Heilung bei und verhindern bei richtiger Auswahl das Austrocknen der Wunde. Wichtig ist die genaue Dokumentation des Wundmanagements, um den Verlauf beurteilen zu können.

Parallel zur Wundversorgung ist eine konsequente Druckentlastung nötig. Ein Druckgeschwür kann nur heilen, wenn kein Auflagedruck besteht. Das bedeutet, dass regelmäßig umgelagert werden muss. Dazu gibt es Hilfsmittel, die den betroffenen Bereich entlasten.

Dekubitusprophylaxe (Vorbeugung)

Regelmäßiges Umlagern ist auch bei der Vorbeugung vor Druckgeschwüren das A & O. Dabei sollten möglichst viele verschiedene Lagerungsarten genutzt werden, um gefährdete Hautbezirke immer wieder komplett zu entlasten. Spezielle Anti-Dekubitus-Hilfsmittel wie Wechseldruck-Matratzen, Micro-Stimulationssysteme und Weichlagerungs-Matratzen können unterstützend wirken.

Daneben ist die Mobilisation eine grundlegende Maßnahme, um Geschwüren vorzubeugen. Je nach Gesundheitszustand und medizinischer Anweisung sollte stets so früh wie möglich mobilisiert werden – auch im Bett.

Ebenso bedeutend sind Hautbeobachtung und -pflege. Zur Hautpflege sind bei trockener Haut Wasser-in-Öl-Produkte zu empfehlen, bei fettiger Haut Öl-in-Wasser-Produkte. Ergänzend ist eine ausgewogene Ernährung mit allen erforderlichen Vitaminen und Spurenelementen wichtig, um den Patienten vor Dekubitus zu schützen.

Bei der Hautbeobachtung sollte bei der täglichen Pflege zu Hause, im Seniorenwohnheim oder im Krankenhaus auf gefährdete Stellen geachtet werden. In Rückenlage sind das: Kreuz- und Steißbein, Wirbelsäule, Ellbogen, Fersen, Schultern und Hinterkopf. In Seitenlage: Ohrmuscheln, große Rollhügel (Oberschenkel-Außenseiten) Knie, Ellbogen und Fußknöchel. In Bauchlage: Stirn, Zehen, Kniescheiben, Rippen, Beckenknochen.

Bei Verdacht auf einen beginnenden Dekubitus drückt man auf die gerötete Stelle. Verfärbt sie sich weiß, ist der Verdacht unbegründet, bleibt sie dagegen rot, handelt es sich um Dekubitus im Anfangsstadium. Sofortige Entlastung, Pflege mit Wasser-Emulsionen und weitere Beobachtung sind nötig, um das Fortschreiten des Dekubitus zu verhindern.

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