Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland werden zu Hause gepflegt. Das ist der Großteil aller Pflegebedürftigen. Sehr viele Pflegende weisen aufgrund der physischen und emotionalen Belastung körperliche, psychische oder psychosomatische Beschwerden auf. Oft geschieht dann etwas, was niemand eingestehen will: Man verliert die Nerven und wird im harmlosesten Fall ungeduldig mit dem Senior oder der Seniorin. Dies ist ein Mechanismus, den eigentlich niemand will, der aber eine durchaus menschliche Reaktion darstellt. Ein unheilvoller Kreislauf beginnt.
Altenpflege: eine extrem anspruchsvolle Aufgabe
Der Grund hierfür ist, dass Altenpflege Pflegenden das Äußerste abverlangt, vor allem dann, wenn der Pflegebedürftige dement, verwirrt, bettlägerig oder an den Rollstuhl gefesselt ist. Wer Angehörige im Alter umsorgt, muss zum Beispiel auch nachts zur Verfügung stehen und auf alle Eventualitäten gefasst sein. Es liegt auf der Hand, dass dies pflegende Angehörige an den Rand ihrer Belastbarkeit bringen kann, was sich wiederum auf hilflose Senioren auswirkt. Doch aus dieser Spirale gibt es Auswege.
Sich eingestehen, dass man überfordert ist
Viele pflegende Angehörige haben das Gefühl, es sei allein ihre Pflicht, sich um alles kümmern zu müssen. Bevor die Dauerbelastung jedoch ernsthafte gesundheitliche Folgen beim Angehörigen und Folgen für den zu Pflegenden nach sich zieht, sollte man sich eingestehen, dass man überfordert ist und sich Hilfe suchen. Das ist beileibe keine Schande. Anzeichen für eine chronische Überforderung können Schlafstörungen, Herzprobleme, Nervosität, Dauerkopfschmerz und vieles mehr sein. Aber so weit, muss es nicht kommen, wenn man rechtzeitig etwas unternimmt.
Sich professionelle Hilfe suchen
Eine „24-Stunden”-Pflegekraft etwa kann es Ihnen abnehmen, nachts zur Verfügung stehen zu müssen und kümmert sich um elementare Dinge, wie Nahrung und Hygiene.
Eine Pflegekraft ermöglicht Ihnen mehr Freiraum für sich und Ihre Angehörigen. Sie können mehr entspannte Zeit mit Ihren Angehörigen verbringen, die nicht mit der Pflege, sondern etwa mit guten Gesprächen gefüllt werden kann. Eine „24-Stunden”-Pflegekraft kann so ein angespanntes Verhältnis entlasten, das durch jahrelange Überforderung entstanden ist.
Erkundigen Sie sich nach finanziellen Beihilfen für eine Pflegekraft
Sie haben sich berechtigterweise entschieden Ihre eigenen Kräfte zu schonen und sich professionelle Hilfe für die Pflege Ihres Angehörigen zu suchen? Dies ist ein erster Schritt, aber möglicherweise fragen Sie sich, wie Sie dies finanzieren sollen. Dabei ist zunächst anzumerken, dass Ihnen von rechtlicher Seite aus Pflegegeld und Pflegesachleistungen, abhängig von der Pflegestufe, zustehen. Ferner besteht die Möglichkeit, die Kosten für eine osteuropäische Pflegekraft als „haushaltsnahe Dienstleistung“ (maximal 20 Prozent) bzw. „außergewöhnliche Belastung“ von der Steuer abzusetzen. Erkundigen Sie sich bei Pflegekassen, Krankenkassen und Sozialämtern, welche Kosten übernommen werden.
Eine Pflegekraft aus Osteuropa über eine Vermittlungsagentur engagieren
Hat man sich für die Vorteile einer Pflegekraft, zum Beispiel aus Polen, entschieden, gibt es zwei Optionen. Wenn Sie selbst eine Pflegekraft aus Osteuropa einstellen, nehmen Sie den Status eines Arbeitgebers ein. In diesem Falle obliegt Ihnen die Entrichtung von Abgaben und Steuern, zudem müssen Sie sämtliche Formalitäten selbst abwickeln. Entscheiden Sie sich jedoch dafür, eine Pflegekraft über eine Agentur zu engagieren, kümmert diese sich um sämtliche Sozialabgaben, um die Urlaubsvertretung etc. Sie sollten sich hierbei immer bescheinigen lassen, dass die Pflegekraft legal in Deutschland arbeitet.
Weitere Hilfen für Angehörige von Pflegebedürftigen
Sie haben Ihren Angehörigen lang gepflegt, tun es vielleicht immer noch und dies hat bei Ihnen deutliche Spuren hinterlassen? Angehörige von Pflegebedürftigen, welche sich entweder lang um diese gekümmert haben oder das immer noch tun, finden Hilfe in Selbsthilfegruppen. Entsprechende Adressen gibt es beispielsweise unter www.deutsche-alzheimer.de oder www.nakos.de. Aber auch Wohlfahrtsverbände, Beratungsstellen oder Pflegedienste bieten Gesprächskreise an, in denen man sich mit anderen austauschen können. Denken Sie daran: Alles, was Ihnen guttut, das kommt letztlich auch Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen zu Gute. Suchen Sie sich deswegen rechtzeitig Hilfe.