Die Mehrzahl aller pflegebedürftigen Menschen möchte, so lange es nur geht, in den eigenen vier Wänden bleiben. Niemand will sein Zuhause aufgeben und in eine Pflegeeinrichtung übersiedeln.
Die Pflege daheim übernehmen oft Angehörige. Sie verzichten auf professionelle Pflege, oder binden professionelle Pflegekräfte nur ab und zu als Unterstützung mit ein. Eine große Rolle spielen dabei die Kosten.
Viele Angehörige von pflegebedürftigen Menschen können sich eine professionelle Pflegekraft nicht leisten und versuchen die Pflege – meist neben Beruf und eigener Familie – in ihrem Alltag allein zu bewältigen. Für Angehörige ist es daher umso wichtiger zu wissen, welche Aufgaben und Herausforderungen die häusliche Pflege mit sich bringt. Deshalb sollten Angehörige im Vorfeld umfassende Informationen einholen, sich beraten lassen und genau abwägen, ob die notwendigen pflegerischen Maßnahmen durch sie allein durchgeführt werden können.
Faktoren, die zu berücksichtigen sind
Bei der Beurteilung, ob Angehörige die Anforderungen der häuslichen Pflege bewältigen können, geht es vorwiegend um ihre eigene psychische und physische Lage. – Traut sich der Angehörige zu, einen pflegebedürftigen Angehörigen zu pflegen? Können die pflegerischen Maßnahmen überhaupt umgesetzt werden? Handelt es sich zum Beispiel um eine an Demenz erkrankte Person, muss sich der pflegende Angehörige auf besondere Anforderungen hinsichtlich der Betreuung einstellen. An Demenz erkrankte Menschen brauchen einen geregelten Tagesablauf, eine gewohnte Umgebung, die an ihre Bedürfnisse angepasst ist, und eine spezielle Förderung. Hierzu gehören bei fortgeschrittener Demenzerkrankung beispielsweise eindeutige, symbolhafte Beschriftungen in der Wohnung, welche die Orientierung erleichtern.
Die Wohnung muss besonders sicher eingerichtet und gestaltet werden. Bei mobilitätseingeschränkten Personen ist oft ein barrierefreier Umbau notwendig. Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen werden von Seiten des Staats, der Unfallversicherung oder der Pflegekasse unterstützt. Führen die wohnumfeldverbessernden Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg, kann ein Umzug in Betracht gezogen werden. Hierfür erhält die pflegebedürftige Person und damit auch die Angehörigen eine finanzielle Unterstützung. Auch Reha-Maßnahmen sollten in Anspruch genommen werden, sofern diese für eine Verbesserung des Zustandes der zu Pflegenden sorgen können.
Wichtig für die Unterstützung in der Pflege sind die Beantragung und Anerkennung des Pflegegrades. Sollten Angehörige und Pflegeperson der Meinung sein, dass Einstufung nicht dem tatsächlichen Behinderungsgrad entspricht, kann gegen die Einstufung Berufung eingelegt werden. Hier genügt ein formloses Schreiben mit dem Hinweis auf eine Neuüberprüfung des Behinderungsgrades.
Die Überprüfung der Finanzen
Natürlich darf die finanzielle Situation nicht außer Acht gelassen werden. Muss der Angehörige für die pflegerische Tätigkeit seinen Beruf aufgeben? Wer kommt für die Rentenbeitragszahlungen auf, wenn sich ein Angehöriger für die Pflege entscheidet? Kann einem Teilzeitjob nachgegangen werden? Konnten alle finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten zur Gänze ausgeschöpft werden? Auch die finanzielle Situation der zu pflegenden Person ist zu überprüfen. – Wurde etwa eine Befreiung der Zuzahlung für die Medikamente beantragt und wie hoch ist das Pflegegeld? Hierfür gibt es viele Beratungsstellen öffentlicher und kirchlicher Einrichtungen, in denen Angehörige von Fachkundigen kostenlos beraten und unterstützt werden.
Benötigte Hilfsmittel für die zu pflegende Person müssen nicht von den Angehörigen gekauft werden, sondern können als Pflegehilfsmittel über die Krankenkasse bestellt bzw. beantragt werden. Hierzu gehören Rollstuhl, Elektro-Rollstuhl, Toilettenstuhl, Rollator und Pflegebett, ebenso wie Treppenlifte oder Hausnotrufsysteme.
Können alle Aufgaben übernommen werden?
Es gibt weitere wichtige Fragen, die beantwortet werden müssen:
- Wer sorgt für den Haushalt?
- Wer bewahrt die Dokumente auf?
- Wird ein professioneller Pflegedienst als Unterstützung in Anspruch genommen?
- Gibt es möglicherweise weitere Angehörige, die die Pflege übernehmen können?
- Wie ist die eigene seelische und körperliche Verfassung?
- Kann die Pflege psychisch und physisch bewältigt werden?
- Wie viele Stunden müssen – pro Tag oder pro Woche – aufgewendet werden, um der Person zu helfen?
- Wieviel Hilfe benötigt die pflegende Person?
Hier kann ein Pflegekurs helfen, der kostenlos über Pflegedienste und Pflegekassen angeboten wird. In diesen Kursen werden Angehörige professionell geschult und können sich gleichzeitig mit anderen Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, über ihre Erfahrungen und Probleme austauschen.