Die Nieren regulieren den Wasser- und Mineralstoffhaushalt des menschlichen Körpers. Das Filtern und Reinigen des Blutes ist die Hauptaufgabe der Nieren. Sie entziehen dem Blut des Menschen Wasser und befreien es von giftigen Stoffen, die durch die Stoffwechselprozesse im menschlichen Körper entstehen. Sind die Funktionen der Nieren aufgrund der fortschreitenden Schädigung des Nierengewebes nun derart eingeschränkt, dass diese Aufgabe nur eingeschränkt oder nicht mehr erfüllt werden kann, wird von Nierenschwäche oder Nierenversagen gesprochen. Der Mediziner bezeichnet diese Erkrankung folglich als Niereninsuffizienz.
Der Patient mit einem chronischen Krankheitsverlauf wird im Laufe seiner Erkrankung nicht ohne die Behandlung an einer Dialyse auskommen. Die Dialyse übernimmt die Funktion der Nieren und filtert über ein spezielles Blutreinigungsverfahren die giftigen Stoffe aus dem Blut des Patienten heraus. Die Dialysebehandlung kann über Jahrzehnte die Funktionen der Nieren eines Menschen ersetzen.
Bei Früherkennung der Niereninsuffizienz kann jedoch durch spezielle Behandlungen das Dialyseverfahren noch einige Zeit hinausgezögert werden. Zu Beginn der Erkrankung sind keine oder kaum Krankheitszeichen erkennbar. Charakteristische Symptome der Patienten können ein erhöhter, oft schwer einstellbarer Blutdruck, Wassereinlagerungen oder rötlicher Urin sein. Der Verlauf der chronischen Niereninsuffizienz ist durch fünf Phasen oder Stadien gekennzeichnet. Ihr fließender Übergang macht eine scharfe Abgrenzung der Stadien nicht möglich.
Stadium 1
Symptome sind in dieser Phase beim Patienten noch nicht erkennbar. Auch die Blutwerte sind normal. In einigen Fällen wird ein erhöhter Eiweißgehalt im Urinstatus festgestellt. Über eine Ultraschalluntersuchung werden bereits Veränderungen an den Nieren sichtbar. Häufig ist dies jedoch ein Zufallsbefund, da oft keine Symptome vorliegen, die eine Ultraschalluntersuchung der Nieren notwendig macht. Der Laborwert zur glomeruläre Filtrationsrate ist größer als 90 Milliliter pro Minute.
Stadium 2
Auch in dieser Phase der Erkrankung ist eine Nierenschwäche beim Patienten schwer nachweisbar. Auch die Blutwerte geben kaum Hinweise. Im Allgemeinen wird der Anschein erweckt, dass die Nieren sehr gut funktionieren. Allerdings sind die Nieren im Ultraschall auffällig und der Urinstatus ist erhöht. Hierdurch wird eine beginnende Niereninsuffizienz deutlich. Der Laborwert zur glomeruläre Filtrationsrate liegt zwischen 60 und 89 Milliliter pro Minute.
Stadium 3
Eine deutliche Erhöhung der Harnstoff- und Kreatinin-Werte im Blut deutet auf eine fortgeschrittene Niereninsuffizienz. Beim Patienten stellt sich ein erhöhter Blutdruck (Hypertonie) ein. Der Patient ist sehr schnell abgeschlagen und die körperliche Leistungsfähigkeit lässt nach. Der Patient ermüdet schnell. Als begleitende Erkrankungen treten in dieser Phase erste Anzeichen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervor. Diese Anzeichen lassen jedoch häufig nicht auf eine Niereninsuffizienz schließen. In diesem Stadium ist es wichtig die medikamentösen Behandlungen des Patienten auf das Nötigste zu beschränken, da diese über die Nieren ausgeschieden werden. Der Laborwert zur glomeruläre Filtrationsrate liegt zwischen 30 und 59 Milliliter pro Minute.
Stadium 4
Das Gewebe der Nieren des Patienten ist in dieser Phase geschädigt. Einige Nierenzellen arbeiten nicht mehr. Dementsprechend ist die Ausscheidung von giftigen Stoffen im Stoffwechselprozess deutlich beeinträchtigt. Der Patient leidet an Übelkeit und Erbrechen, Appetit- und Antriebslosigkeit und an Knochen- und Nervenschmerzen. Abgeschlagenheit und Müdigkeitserscheinungen nehmen zu. Zudem kommt es zunehmend zu Wassereinlagerungen, da die Nieren und somit der Körper nicht genügend Wasser und Mineralien ausscheiden. Der Laborwert zur glomeruläre Filtrationsrate liegt zwischen 15 und 29 Milliliter pro Minute.
Stadium 5
In dieser Phase arbeiten die Nieren des Patienten nur noch sehr beschränkt. Häufig kommt es zum Nierenversagen. Der Mediziner spricht dabei von der terminalen Niereninsuffizienz. In diesem Stadium sind Dialysebehandlungen überlebensnotwendig, um die giftigen Stoffe aus dem menschlichen Körper zu leiten. Trotzdem wird die Erkrankung beim Patienten durch eine Gelbfärbung der Haut und einem verstärkten Haut-Juckreiz erkennbar.