In den letzten Jahren ist Meditation zu einer weit verbreiteten Bewegung innerhalb aller Bevölkerungsschichten geworden. So meditieren in Deutschland etwa 15,7 Millionen Menschen oder wollen kurzfristig damit beginnen.
Neueste statistische Daten aus den USA belegen, dass dort mehr als 14 Prozent der Erwachsenen meditieren. Bei einer Aufteilung in Altersgruppen entfallen auf die Gruppe 65+ etwa 13 Prozent. Als Hauptgründe werden von den Befragten die Optimierung des allgemeinen Wohlbefindens genannt, aber auch die Verbesserung von Gedächtnis und Konzentration. Während bislang in der Mehrzahl jüngere Erwachsene meditierten, rücken nun auch mehr und mehr die Senioren in den Blickpunkt.
Der Meditationsmarkt und das Interesse daran sind ein schnell wachsender Trend. Was also fasziniert die Menschen an dieser Übungspraxis, die früher eher einer kleinen Gruppe von Mönchen und Nonnen aller Religionen oder Esoterikern vorbehalten war? Nicht zuletzt war es auch die Wissenschaft, die das Meditieren vom Hauch der Esoterik und von ausschließlich religiöser Bestimmung befreite und den Weg für eine weltweite, heilsame Übungspraxis eröffnete.

Positiver Einfluss auf Alterungsprozesse
Schon im Jahre 2009 entdeckten amerikanische Wissenschaftler ein Enzym, das umgangssprachlich auch das „Unsterblichkeitsenzym“ genannt wird: die Telomerase. Sie erhielten dafür den medizinischen Nobelpreis. Auch wenn von Unsterblichkeit keine Rede sein kann, so hat die Entdeckung dieses Enzyms die Wissenschaft doch bislang enorm bereichert, z.B. hinsichtlich der Erkenntnisse über die Beeinflussung von Alterungsprozessen. In einer Langzeitstudie von 2017 wurde zudem festgestellt, dass Telomerase und Meditation in einem engen Zusammenhang stehen. Die Studie wies darauf hin, dass Meditation das Vorhandensein der Telomerase in Zellen erhöht, wodurch Alterungsprozesse positiv beeinflusst werden. Inzwischen wurde dieser Zusammenhang durch zahlreiche Studien bestätigt und die Hoffnung bestärkt, dass Meditation die physische Konstitution ebenso wie die geistige und mentale auch im höheren Alter verbessern kann. Demnach trägt Meditation dazu bei, die Gedächtnisleistung und Konzentration zu fördern und damit auch das notwendige lebenslange Lernen.
In Kliniken werden bestimmte Formen der Meditation für die Depressionsprophylaxe und bei Angsterkrankungen eingesetzt. Meditation hilft insgesamt bei der Bewältigung von negativem Stress und sie kann dazu beitragen, Schmerzen weniger stark zu empfinden. Im Endeffekt führt sie also zu mehr innerer Ruhe, Zufriedenheit und Wohlbefinden.
Der Weg in die eigene Mitte durch Meditation
Meditation ist abgeleitet vom lateinischen “meditatio”, das tiefe Nachsinnen über etwas oder die Einübung in etwas. Auch das lateinische Wort für Mitte ist damit verbunden. Meditation führt demnach heilsam in die eigene, innere Mitte. Es gibt nun verschiedene Formen der Meditation, doch insgesamt haben alle eines gemeinsam: Mittels Achtsamkeits-, Vertiefungs-, Sammlungs- oder Konzentrationsübungen soll der Geist beruhigt werden. Es sollen negative Gedankenkreise, die ständig um dasselbe sorgenvoll zirkulieren, negatives Verharren in der Vergangenheit und unberechtigte Ängste vor der Zukunft aufgelöst werden. Die Achtsamkeit, die vielleicht für Senioren das wichtigste Element der Meditation darstellt, lehrt, das wahrzunehmen und auch anzunehmen, was gerade ist. Dabei gilt es auch, sich in jede Tätigkeit, die gerade vollbracht werden muss, zu vertiefen. Wertungen gibt es in der Achtsamkeit nicht. Alles, was der Mensch tut, und alles, was sein Leben gerade ausmacht, ist wertvoll. Meditation mit Achtsamkeitsübungen lehrt zudem das Loslassen dessen, was beengt, Seele und Herz einmauert und die Entfaltung positiver Gefühle behindert. Das Ergebnis dieses Loslassens ist Gelassenheit. Der Fokus liegt auf dem Hier und Jetzt, auf dem gelungenen Leben im Augenblick.
Täglich etwas Zeit und Stille
Gerade die Achtsamkeitspraxis ist geeignet, sie sofort auch im höheren Alter und ohne große Vorkenntnisse und Erklärungen einzuüben. Dennoch ist es sinnvoll, wenn eine in der Achtsamkeit erfahrene Person den Prozess zunächst betreut. Täglich etwas Zeit und wenn möglich ein Raum der Stille sollten zudem zur Verfügung stehen. Insgesamt sind Disziplin und Ausdauer gefragt, denn hier zählt die tägliche Übung. Wer glaubt, man könnte – wie es heute üblich ist – möglichst schnell und effektiv zum Ziel kommen, der wird hier nichts erreichen. Doch bereits mit dem ersten Schritt auf dem Weg der Achtsamkeitsmeditation wird man durch immer mehr innere Ruhe belohnt, und das ist die beste Motivation, um weiterzumachen.