Dekubitus – Warum Wundliegen ein häufiges Problem bei Pflegebedürftigen ist und wie man helfen kann

Geprüft durch Help4Seniors

Der Dekubitus, auch Wundliegen oder Dekubitalgeschwür genannt, betrifft vor allem ältere, aber auch pflegebedürftige Menschen, die viel Zeit im Bett verbringen müssen, wodurch für längere Zeit verstärkter Druck auf Hautgebiete wirken kann und sogenannte Druckgeschwüre entstehen. Erste Anzeichen, auf die Sie achten sollten sowie Tipps zur Behandlung und Vorbeugung, können Sie im weiteren Artikel nachlesen.

Rückgängige, doch noch immer besorgniserregende Zahlen

Traten 1980 noch bei 35 % der Intensivpatienten und bei ca. 20 % der Bewohner von Altenheimen Druckgeschwüre auf, so hat sich die Situation zwar merklich verbessert – dennoch kommen jedes Jahr rund 400.000 neue Fälle von Dekubitus hinzu. Man ist sich heutzutage jedoch der Risiken bewusst, die das Wundliegen mit sich bringt, sodass diesem Problem mehr Beachtung geschenkt wird und heute rechtzeitig gehandelt werden kann.

Ursachen des Dekubitus

Ein Dekubitus entsteht durch eine längere Druckeinwirkung auf die Haut, die zu einer Schädigung der kleinen Blutgefäße führt. Der anhaltende Druck drückt kleine Blutgefäße zusammen, wodurch die entsprechende Region schlechter mit Sauerstoff aus dem Blut versorgt ist. Daraufhin stirbt das Gewebe ab und es bildet sich ein Dekubitalgeschwür.

Man unterscheidet dabei zwischen zwei Arten von Druck: Es gibt den Druck von außen, wie etwa durch eine harte Unterlage, Falten in der Bettwäsche oder in der Kleidung, und den Druck von innen, bei dem die Knochen von unten auf die Haut drücken. Beide Faktoren können sich gegenseitig verstärken. Hinzu kommt, dass sogenannte Scherkräfte ebenfalls eine Rolle spielen können: Sie entstehen beim Umdrehen und Ziehen an der Haut, bei dem sich Hautschichten gegeneinander verschieben und die Blutzirkulation ebenfalls beeinträchtigt wird.

Grundsätzlich kann ein Dekubitus an allen Stellen entstehen, die nicht durch Muskeln oder Fettgewebe vor dem Auflagedruck geschützt sind, wie zum Beispiel Fersen, Ellenbogen, Rollhügel der Oberschenkel oder Fußknöchel. Aber auch das Kreuz- und Steißbein sind besonders betroffen.

Unter normalen Umständen entsteht bei längerer Bettruhe kein Wundliegen, da immer wieder die Schlaf- und Liegeposition geändert wird. Bettlägerige Menschen hingegen können sich oft nicht von alleine drehen oder bewegen, wodurch das Risiko des Wundliegens erheblich erhöht ist.

Symptome und erste Anzeichen erkennen

Die mit einem Dekubitus verbundenen Symptome hängen von der Schwere und der Form der Schädigung ab. Erste Anzeichen sind eine bleibende Rötung an einer Körperstelle, bei der die Haut zusätzlich erwärmt sein kann. In diesem Anfangsstadium verspürt der Betroffene oft gar nichts oder nur sehr wenig von dem drohenden Geschwür. Die nachfolgenden Stadien lassen sich in vier Grade einteilen:

  1. Klar definierte, gerötete Hautstellen. Die Rötung verschwindet auch nicht, wenn zwei Stunden kein Druck auf die Stellen ausgeübt wird.
  2. Blasen und Hautschäden. Die Haut wird nicht mehr durchblutet.
  3. Tiefenschädigung der Haut und des Gewebes. Das Gewebe stirbt langsam ab.
  4. Haut, Gewebe und Knochen sind geschädigt und teilweise abgestorben. Es bilden sich Löcher.

Juckreiz, starke Schmerzen und Brennen sowie üble Gerüche bei Infektionen sind Begleiterscheinungen des Dekubitus. Wenn jedoch bereits eine Nervenschädigung eingetreten ist, verursacht er keine spürbaren Beschwerden.

Professionelle Diagnose am Anfang der Therapie

Die Diagnose erfolgt durch einen Arzt anhand einer Blickdiagnose, durch die man den Dekubitus leicht in die verschiedenen Stadien einteilen kann. Anschließend werden Gewebeabstriche entnommen, damit die richtige Vorgehensweise für die Wundversorgung ermittelt werden kann. Bei Verdacht auf eine Knochenschädigung werden zusätzlich Röntgenaufnahmen angefertigt, um den Schweregrad besser ermitteln zu können.

Weiterer Therapieverlauf und die Behandlung nach Graden

Die Behandlung richtet sich nach dem Grad des Druckgeschwürs. Das Hinzuziehen eines Arztes sollte oberste Priorität haben, auch wenn meistens Pflegekräfte die Dekubitusversorgung übernehmen.

Unabhängig vom Stadium sollte zuerst jedoch für eine Druckentlastung gesorgt werden. Dies kann durch spezielle Lagerungstechniken, Kissen und Keile erreicht werden. Bei ersten Anzeichen kann somit sogar dafür gesorgt werden, dass die Rötung ganz verschwindet und mit keiner Verschlechterung zu rechnen ist.

Zusätzlich sind, abhängig von der Ausprägung der Druckgeschwüre, ein professionelles Wundmanagement und eine Schmerztherapie nötig. Dazu gehören je nach Schwere:

    • Grad I: Druckentlastung und Hautpflege mit speziellen Pflegemitteln auf Basis von Wasser-Öl-Emulsionen
    • Grad II: Wunde mit speziellen Lösungen spülen, mit Hydrokolloidverband abdecken, eventuell Antibiotikagabe
    • Grad III: Je nach Wundausprägung trockene oder feuchte Wundversorgung, eventuell Behandlung mit Antibiotika
    • Grad IV: Chirurgische Entfernung von Nekrosen, möglicherweise Hauttransplantation, Wunddrainage, spezielle Verbände

Komplikationen beim Verlauf der Erkrankung

Der Verlauf der Heilung kann langwierig sein und erfordert ein enges Zusammenarbeiten von Ärzten, Pflegern und Angehörigen. Aber auch nach der Abheilung besteht die Gefahr eines Rezidivs, also des erneuten Wundliegens.

Weitere mögliche Komplikationen sind absterbendes Gewebe (sogenannte Nekrose), bakterielle Infektionen, Knochenmarkentzündungen, eine Blutvergiftung (Sepsis) oder auch psychische Auswirkungen wie eine Depression, Angstzustände oder Teilnahmslosigkeit.

Vorbeugen anstatt langwieriger Heilung

Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollte die Vorbeugung oberste Priorität haben. Jeder bettlägerige Mensch ist der Gefahr eines Dekubitus ausgesetzt. Deshalb ist die wichtigste Maßnahme, für regelmäßigen Druckausgleich zu sorgen.

Das kann beispielsweise durch Mobilisation oder – wenn dies der Gesundheitszustand nicht zulässt – durch richtige Lagerungstechniken erreicht werden. Dabei sollte die Position des Liegenden alle zwei Stunden geändert werden.

Wenn diese Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe nicht ausreichen, können zusätzliche Hilfsmittel, wie spezielle Kissen, Matratzen oder Hüftprotektoren, verwendet werden.

Auch Pflegekräften kann die Arbeit im hektischen Alltag erleichtert werden: Ein neues Anti-Dekubitus-System ermöglicht es, die Lage eines Patienten ermitteln zu lassen und Stellen mit hoher Druckbelastung rechtzeitig zu erkennen. Verschiedene Luftkammern können den Druck dann entsprechend anpassen. Zusätzlich können Pfleger durch das System informiert werden, sofern weitere Maßnahmen nötig sind.

Gemeinsam zum Therapieerfolg

Wenn auch Sie oder ein Angehöriger betroffen sind, holen Sie sich professionelle Hilfe von Ihren Ärzten. Gemeinsam kann dann entschieden werden, welche Behandlung die beste ist und wie Sie die lästigen Geschwüre wieder loswerden können. Die Belastung der Bettlägerigkeit ist schon hoch genug – ein Dekubitus muss Ihre Gesundheit nicht zusätzlich beeinträchtigen.

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