Mit dem Menschen altern auch seine Organe. Sie funktionieren weniger oder anders als in jungen Jahren. Das bedingt auch eine veränderte Wirkung der Medikamente im Alter.
Aufnahme, Verteilung und Abbau der Wirkstoffe
Im Falle von Darm, Leber und Nieren hat das Auswirkungen auf die Aufnahme, Verteilung und den Abbau pharmakologischer Wirkstoffe im Körper.
Der Darm wird träger, spaltet Nährstoffe nicht mehr so effizient wie zuvor. Daher gelangen diese in geringeren Dosen und langsamer in den Blutkreislauf. Im Falle wichtiger Nährstoffe führt dies zu einer Unterversorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Im Falle von Medikamenten werden die Wirkstoffe nicht mehr so gut aufgenommen, eine größere Dosierung kann nötig werden.
Nicht nur über den Blutkreislauf verteilen sich Medikamente. Manche Wirkstoffe lagern sich im Körperfett ein, einige lösen sich im Wasser. Im Alter aber verschiebt sich das Verhältnis von Fett zu Wasser. Während in jungem Alter der Körper zu über die Hälfte aus Wasser besteht und der Fettanteil zumindest bei gesunden, normalgewichtigen Menschen um die 20-30 % liegt, sinkt der Wasseranteil im Alter bis zu 20 % und der Fettanteil steigt um 50 bis zu 100 %. Das führt dazu, das Wirkstoffe, die sich im Wasser anreichern, nun bei gleicher Dosis höher konzentriert sind, während Wirkstoffe, die sich im Fett einlagern, bei gleicher Dosis eine niedrigere Konzentration erreichen. Wird eine verschlechterte Wirkung bisher genommener Medikamente festgestellt oder treten bislang unbekannte Nebenwirkungen auf, muss die Dosierung angepasst werden.

Erhöhte Empfindlichkeit auf Wirkstoffe
Zellen, Gewebe, Organe. Alles verändert sich im Alter. Gott sei Dank führt dies nicht dazu, dass die damit verbundenen Prozesse nun einfach schlechter ablaufen. Aber es stellt sich ein neues Gleichgewicht ein. Medikamente und deren Dosierung, die früher gut vertragen wurden und zum gewünschten Ergebnis geführt haben, zeigen auf der neuen Grundlage eine andere Wirksamkeit. Medikamente etwa, die auf Gehirn oder Nervensystem Einfluss nehmen, wirken im Alter oft stärker als zuvor. Hierzu gehört auch die verminderte Fähigkeit, Schwankungen des Blutdrucks auszugleichen. Medikamente, die auf den Kreislauf wirken, führen im Alter so häufiger zu Schwindel und Stürzen. Sollten also gewohnte Medikamente nicht mehr in gleicher Weise wirken oder zu unerwarteten Nebenwirkungen führen, muss der behandelnde Arzt darüber informiert werden.
Allgemeiner Gesundheitszustand und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Ebenfalls neu überdacht werden sollte die Behandlung, wenn weitere Erkrankungen und neue Medikamente dazu kommen. Schon ein Mangelzustand an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen kann die Wirkung mancher Medikamente beeinflussen oder die Gabe von Nahrungsmittelergänzungen nötig machen, die wiederum mit anderen Medikamenten in Wechselwirkung treten können. Gleiches gilt natürlich umso mehr für alle Medikamente, die neu in die Behandlung eingebracht werden, sei es für die gleichen Beschwerden oder eine davon unabhängige Erkrankung. Manche Stoffe verstärken die Wirkung anderer Medikamente oder setzen die Wirkung herab. Um den Erfolg der Therapie zu gewährleisten und Überdosierungen zu vermeiden, muss der Arzt daher immer über alle eingenommenen Medikamente und Nahrungsmittelergänzungen informiert werden.
Um den Veränderungen im Körper und damit auch den Auswirkungen auf die Verträglichkeit von Medikamenten entgegenzuwirken, kann man selbst durch eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung an der frischen Luft einen Beitrag leisten. Aufhalten lässt sich der Prozess natürlich nicht. Wenn im Alter mit dem Körper auch die Therapie aus dem Gleichgewicht gerät, sollte sofort reagiert werden. Wird die Wirkung lebenswichtiger Medikamente abgeschwächt oder ein Wirkstoff durch die veränderten Körperfunktionen verstärkt, kann das fatale Folgen haben. Auf Warnsignale wie ständigen Durst, Appetitlosigkeit, daraus resultierende Schwäche und eine Neigung zu Stürzen ist unbedingt zu achten. Für diese gibt es gerade bei älteren Menschen viele andere mögliche Erklärungen. Letztendlich muss der Arzt beurteilen, ob eine veränderte Wirkung der Medikamente im Alter als Ursache dahinter steht.